Medienkompetenz
Warum spielt Medienkompetenz bei der Entwicklung junger Persönlichkeiten, wertschätzender Haltung, sozialer Kompetenz und demokratischer Werte oder Gerechtigkeit in schulischen Verhältnissen eine entscheidende Rolle? Diese Frage stellten sich auch die Koordinatoren von „starke Schüler stärken Lehrer“ im Verlauf des Jahres 2012.
Durch die Beobachtung von Kindern und Jugendlichen während der Kurse zur Persönlichkeitsentwicklung wurde klar, dass die Medienwelt einen Einfluss auf das Verhalten junger wie auch älterer Menschen haben muss.
Die hohe Informationsflut durch moderne und traditionelle Medien führt zu einer Orientierungslosigkeit und Destabilisierung von Persönlichkeiten/Identitäten. Real-soziale Kommunikationen unterliegen einer Verkürzung aufgrund der übernommenen Mediensprache und die Konzentrationsfähigkeit sowie das Auffassungsvermögen verringern sich, weil Informationen wegen ihres Aktualisierungszwang oftmals verkürzt illustriert werden. Außerdem dominiert, vor allem in moderneren Medien die graphische bzw. bildhafte Sprache.
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Ohne den Fortschritt der Medientechnologisierung zu verteufeln, so muss bei allen Nutzen für die Gesellschaft darauf hingewiesen werden, dass die technische Entwicklung die human-biologische Evolution zu überholen vermag und den Menschen unvorbereitet trifft.
Junge Persönlichkeiten, mit einer noch geringen Indentitätsstabilität, werden schnell zu Suggestionsopfer eines medialen Sozialisierungsraums. Auch wenn sie als „digital natives“ bezeichnet werden, so benötigen sie trotzdem mediale Kompetenzen, um Kommunikationen, Handlungen und Auswirkungen konstruktiv einzuschätzen sowie den „digital immigrants“ ein Vorbild zu sein.
Auch sollte man betrachten, dass Medien einen Teil ihrer Welt darstellt und somit für Lernprozesse eine entscheidende Rolle spielen. Wenn SchülerInnen z.B. kein Buch lesen können oder wollen, dann liegt es unter anderem daran, dass Bücher keine graphischen Aufbereitungen haben – das Medium Buch ist schlichtweg uninteressant und deshalb für viele Heranwachsende zum Erlernen des Lesens nicht attraktiv. Außerdem charakterisiert es die Langsamkeit vergangener Zeit. Es dauert einfach zu lange, um an Informationen zu kommen. Das Internet hält Möglichkeiten bereit schneller und einfacher an gefordertes Wissen zu gelangen.
Entsteht allerdings eine Auseinandersetzung mit der Welt der Medien in Bezug auf die Entwicklung von individuellen Persönlichkeiten, können sie konstruktiv genutzt werden, Konzentrationsschwierigkeiten minimiert, Orientierung und Identitätsstabilität bewahrt und real-soziale Interaktionen zwischen älteren und jungen Menschen, zwischen Kinder und Eltern oder zwischen SchülerInnen und LehrerInnen verständnisvoll geführt sowie aufrecht erhalten werden.
Und welche Rolle die Medienkompetenz bei der Erhaltung demokratischer Werte spielt, zeigen uns die Beispiele des arabischen Frühling, wo Herrschaftssysteme unter anderem mit Hilfe moderner Kommunikationsplattformen ins Wanken und z.T. sogar zum Einsturz gebracht wurden. Aber auch Beteiligungsverfahren zur politischen Mitbestimmung werden mehr und mehr auf digitale Medien verschoben. Doch spätestens hier muss das Augenmerk auf den generellen sowie persönlichen Datenschutz gelegt werden. Dies ist ein Feld, der die Demokratie im Zusammenhang mit Medienkompetenz in den nächsten Jahren bestimmen wird und deshalb um so wichtiger darüber Bescheid zu wissen.
In den Workshops zur Medienkompetenz werden die hier nur kurz dargestellten Themen behandelt. Als Resultat existiert dann nicht nur eine erhöhte Medien- sonder ebenso eine gestärkte Sozial- und Persönlichkeitskomeptenz.