Soziale und kulturelle Diskriminierungen sowie Ungerechtigkeiten sind in deutschen Schulen nicht existent? „Davon geht man aus“, sagten Schülerinnen aus der 9. Klasse eines Neuköllner Gymnasiums im Rahmen einer sozialraumorientierten Bildungskonferenz 2009, „die Realität ist allerdings eine andere.“ Aus ihren Erfahrungen und aufgrund von Erlebnissen ihrer MitschülerInnen sowie Erzählungen von Freunden aus anderer Schulen, sagen sie eindeutig, dass gleichberechtigtes und tolerantes oder gar wertschätzendes Verhalten von Seiten der LehrerInnen keine Selbstverständlichkeit an deutschen Schulen ist. „Es ist aber nicht zwangsläufig ein von LehrerInnen ausgehender Fehler, sondern vielmehr des Selbstverständnisses des Schul- und Bildungssystems“, so die Formulierung der projektleitenden Schülerinnen.
Auf der im Jahr 2009 vom Quartiersmanagement Körnerpark durchgeführten Bildungskonferenz, erzeugten sie mit ihren öffentlich gemachten Wahrnehmungen aus ihrem Schulalltag einige Irritationen. Es führte aber auch dazu, dass sie, mit Hilfe von Michael Pierow, ihr eigenes Projekt, „starke Schüler stärken Lehrer“ verwirklichen konnten. Mit der Unterstützung des Quartiersmanagement Körnerpark und des Stadtentwicklungsprogramms „Soziale Stadt“ wurden sogar Fördergelder generiert. Mit einem eigenen Budget wurde es ihnen nun möglich operationell wirksam zu werden.
Fortan entwickelten sie ein eigenes Logo, Briefformate und eine geeignete Organisationsform für eine professionelle Kommunikation. Auf den wöchentlichen Sitzungen wurden zudem strategische Ziele formuliert und die Umstände in den Schulen mit den Sozialpädagogen Michael Pierow, Horst Wäschle und später Christian Schoon reflektiert diskutiert. Sie sahen sich als Vertreter der SchülerInnen, die sich in der Schule von LehrerInnen diskriminiert und ungerecht sanktioniert fühlten. Dementsprechend stand die Gerechtigkeit als zentraler Begriff im Diskussionsmittelpunkt. Ihrer Gerechtigkeitsdefinition nach, ist das Handeln einiger LehrerInnen aus ihrer sowie aus anderen ihnen bekannten Schulen aus humanistischer Perspektive nicht als gerecht einzustufen. Sie verlangten eine gleichberechtigte und wertschätzende Form der Kommunikation zwischen LehrerInnen und SchülerInnen.
Für eine Verfestigung dieser Arbeitshypothese konstruierten die jungen Projektleiterinnen, mit dem damaligen Studenten der Humangeographie und Erziehungswissenschaft Christian Schoon, einen Fragebogen. Die Auswertung zeigte, dass sie recht behalten sollten, womit für sie die Legitimation gegeben war eine Meldezentrale von SchülerInnen für SchülerInnen aufzubauen. Unausgesprochene Verhältnisse sollten mit Hilfe von „starke Schüler stärken Lehrer“ öffentlich gemacht werden. Ohne einzelne Lehrkräfte anzugreifen, war es ihr Ziel Schülern und Schülerinnen eine Stimme zu verleihen, ihnen die Möglichkeit zu geben als Persönlichkeit und nicht nur als zu bewertender Schüler identifiziert zu werden.
Für das Erreichen einer breiteren Öffentlichkeit wurde zusätzlich diese Website eingerichtet. Abgeleitet vom Logo und dem Briefbogen konstruierten sie eine corparate identity, die sich durch Schrift und Farblichkeit manifestiert. Neben der Aufklärung über Projekt und Ideale stand die Interaktion dabei im Fokus. Letzteres wird mittels des Forums erreicht.
Die drei engagierten Schülerinnen haben für das Projekt eine menge an Vorarbeit geleistet und ihr die sinnstiftenden Bedeutungen gegeben. Leider muss das Projekt „starke Schüler stärken Lehrer“ seit 2 Jahren auf die Unterstützung der Projektinitiatorinnen verzichten. Die Anforderungen der Schule waren zu groß, um ein solch ideelles Projekt führen bzw. begleiten zu können – der Einsatz für demokratische Verhältnisse stellte für die Schülerinnen ein Hindernis für eine erfolgreiche Schulbiographie dar. Seitdem versuchen Michael Pierow und Christian Schoon das Projekt annähernd im Sinne der drei jungen Frauen weiter zu führen.